Frühe Bindungen und psychische Sicherheit bis ins junge Erwachsenenalter

Karin Grossmann

Abstract


Das biologische Programm Bindung läuft zwar auch bei liebloser Fürsorge ab, wenn es immer dieselbe Person ist, aber psychische Sicherheit gewinnt ein Kind nur, wenn die Bindungsperson hinreichend feinfühlig sowohl auf die Bindungs- als auch auf die Explorationsbedürfnisse des Kindes eingeht. Die Erfahrungen „am eigenen Leibe“ lehren das Kind, mit negativen Gefühlen umzugehen und enge Beziehungen für sehr oder wenig wertvoll zu halten. Zur psychischen Sicherheit gehört auch, sich neuen Herausforderungen im Vertrauen auf die eigene Kompetenz zur Not mit der Hilfe anderer zu stellen. Diese Fähigkeit scheint besonders von einer unterstützenden Vaterperson beeinflusst zu werden. Es wird auch darauf hingewiesen, dass die wachsenden Entwicklungsaufgaben des Kindes von allen Verhaltenssystemen der Bindung, Exploration und Kognition beeinflusst werden. Das Gefüge psychischer Sicherheit ergibt sich aus psychischer Sicherheit durch schützende Nähe und emotionaler Sicherheit beim Explorieren und Bewältigen neuer Anforderungen. In der frühen Kindheit werden zwar Weichen für eine gesunde oder weniger günstige Entwicklung gestellt, aber sie kann den weiteren Weg nicht vorbestimmen.