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Editorial zum Themenheft: Aggression und Gewalt in der Schule

Franz Petermann, Ute Koglin

Abstract


Aggressives und gewalttätiges Verhalten von Schülern ist ein Problem, das anhaltende Beachtung aus verschiedenen Disziplinen erfährt, wie der Psychologie, Sonderpädagogik und Päd-agogik. Es verliert aufgrund seiner gravierend negativen Auswirkungen kaum an Aktualität. In der Folge treten bei Tätern und Opfern vermehrt psychische Störungen auf (Ängste, Depressionen, Alkohol und Drogenkonsum und -missbrauch), bei den Opfern ein reduziertes Selbstwertgefühl und erhöhtes Suizidrisiko, bei den Tätern tritt im weiteren Verlauf massiv aggressiv-dissoziales Verhalten auf (Arseneault et al., 2006; Barker, Arseneault, Brendgen, Fontaine & Maughan, 2008; Koglin & Petermann, 2008; Petermann, 2009; von Marées & Petermann, 2009; Petermann, Reinartz & Petermann, 2002). Es liegt eine umfassende Literatur zu individuellen Risikofaktoren für aggressives Verhalten vor (z. B. Farrington, -Ttofi & Coid, 2009; Schlack, Hölling & Petermann, 2009). In den Fokus der Aufmerksamkeit rückten auch Merkmale von Kindergärten und Schulen, mit denen aggressives Schülerverhalten einhergeht. Dazu zählen beispielsweise eine hohe Schüleranzahl oder mit Schülern überfüllte Schulen (Bowes et al., 2009). Schlack et al. (2009) berichten, dass die besuchte Schulform mit dem Risiko von Gewalterfahrungen im Zusammenhang steht; anhand der KiGGS-Studie zeigten die Autoren, dass sich für Schüler der Hauptschule das Risiko für aggressives Verhalten erhöht und sie im Vergleich zu Gymnasiasten ein zweifach erhöhtes Risiko aufweisen, Opfer aggressiver Handlungen zu werden. Des Weiteren stehen die Organisationsstruktur und das Schulklima sowie auf Klassenebene das Klassenklima und die Zusammensetzung einer Klasse mit aggressivem Verhalten in Verbindung (Gottfreson, Gottfredson, Payne & Gottfredson, 2005; Payne, 2009). Schüler zeigen mehr aggressives Verhalten, je mehr Mitschüler in der Klasse aggressive Verhaltensauffälligkeiten aufweisen (Thomas & Bierman & Res, 2006). Trifft diese Konstellation auf Schulanfänger zu, besteht zudem ein erhöhtes Risiko dafür, dass sich das aggressive Verhalten stabilisiert (Kellam et al., 1998) und keine Ressourcen entwickelt werden können (Noeker & Petermann, 2008).

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DOI: http://dx.doi.org/10.2378/peu2010.art06d

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